Kiefergelenk

Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist ein Überbegriff für strukturelle, funktionelle, biochemische und psychische Fehlregulationen der Strukturen, die die Kiefergelenkfunktion beeinflussen können.

Ca. 80 % der Bevölkerung haben eine CMD – Ca. 50 % sind behandlungsbedürftig! (Bumann & Lotzmann, Thieme, 1999)

In der Osteopathie betrachtet man das Kiefergelenk (Die wissenschaftlich eindeutige Wirksamkeit steht noch aus.) unter dem ganzheitlichen Aspekt. Das bedeutet, dass man Gleichgewichtsreaktionen des Körpers im Verhältnis zu den Dysfunktionen untersucht. Ungefähr 80 % aller CMD-Fälle haben ihre Ursache in der Peripherie (also nicht am Kiefergelenk selber). Dennoch ist die exakte Analyse auch des Craniums (Schädel) von immenser Wichtigkeit.
Als Osteopath untersucht man somit zunächst das Gleichgewicht des Körpers im Ganzen. Danach untersucht man spezielle Systeme (Innenohr, Augen, Kiefergelenk, Organe, etc.) und natürlich auch die Schädeldynamik. Die Kräfte, die beim Kauen und Schlucken sowie Sprechen wirken, sind so stark, dass hier oft eine rein osteopathische Behandlung ohne zahnärztliche/kieferorthopädische Behandlung wenig bewirken kann. Somit ist uns immer an einem guten inhaltlichen Austausch mit dieser Berufsgruppe gelegen. Mit Ihrer Erlaubnis würden wir gerne unseren Befund Ihrem Arzt zukommen lassen.

Was müssen Sie als Patient beachten?

  • Für die Untersuchung bringen Sie uns bitte ein möglichst aktuelles Panorama-Bild (OPG) Ihres Kiefers mit.
  • Sofern Sie eine Schiene, Spange oder andere Kauapparate besitzen, bringen Sie diese ebenfalls zur Untersuchung mit (Falls vorhanden bitte auch einen Behandlungsbericht).
  • Eventuell ist es möglich, dass Sie nach unserer Behandlung die bisherige Schiene nicht mehr als optimal empfinden. Somit können Sie von uns eine spezielle Schiene (Kosten: ca. 50,-€) zum kurzzeitigen Tragen verwenden, die die neue Situation sichert. Bitte vereinbaren Sie möglich direkt im Anschluß an unsere Behandlung einen Termin bei Ihrem Zahnarzt zum Nachschleifen Ihrer Schiene.
  • Falls nötig erhalten Sie von uns ein individuelles Übungsprogramm.

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie auch in unserem Buch Osteopathie – Kiefergelenk und Seele, welches Sie HIER bestellen können.

Nähere Erläuterung:

Embryonal sind die Innenohrknöchelchen Hammer und Amb0ß das primäre Kiefergelenk, welches sich aus dem 1. Pharyngealbogen (Kiemenbogen) entsteht. Diese Verbindung besteht beim ausgewachsenen Menschen nicht nur durch die räumliche Nähe, sondern auch bandhaft. Das Pinto-Ligament verbindet den Discus Artikularis (Knorpel im Kiefergelenk) mit dem Hammer im Innenohr durch die Fissura petrotympanica und kann so durch Bissveränderungen zu Iirritationen bei der Schallübertragung führen (z.B. Tinnitus) oder das Gleichgewicht stören. Hinzu kommt das die bilaminäre Zone im Kiefergelenk die sensibelste Struktur am menschlichen Körper ist und über N. trigeminus (5. Hirnnerv) afferent an das Gehirn leitet (Mittelhirn, Pons, Hirnstamm bis C3), wo mit weiteren Informationen verschaltet wird und zu Anpassungen (Biss, Gleichgewicht, usw.) führt. Die recurrenten (rückführenden) Äste des N. trigeminus liefern zudem Informationen über die Spannung der Dura mater (Harte Hirnhaut). Diese ist oft ein Stressindikator über ihre Spannung.

Als Anlagerungs- oder sekundäres Gelenk erhält das Kiefergelenk über die Halsfascien sehr viele Einflüsse aus der Körperperipherie (Brustkorbfascien wie Herzbänder, gehen in die Halsfascien über, weil die Organe embryonal von kranial nach kaudal, also runter, gewandert sind und auch die nervale Versorgung [Somiten] mitgenommen haben was sich oft symptomatisch in den Dermatomen, Viszerotome und emotionale Zuordnung, Myotomen, Skeleterotomen wiederspiegelt.) Die Mandibula (Unterkiefer) und das Hyoid (Zungenbein) dienen hierbei als sogenannte freie Knochen wie ein Zeiger. In der Analyse hinsichtlich der Ursache von Kiefergelenksproblemen (CMD) spielt somit diese viscerale Halsloge eine wichtige Rolle.

Zudem Blick in die Peripherie ist selbstverständlich die kraniale Diagnostik wichtig. Jeder Fehlbiss (Dysgnathie) hat eine Auswirkung auf die Artikulation der Schädelnähte (Suturen) und damit unweigerlich auf die dort durch Formaina (Löcher) austretenden Hirnnerven und den innen anliegenden Hirnmemranen, die über ihre Duplikaturen das venöse Abflußsystem bilden (Sinus). Zwischen diesen Hirnhäuten (Pia Mater und Arachnoidea) fließt das Hirnwasser (Liquor cerebrospinalis) welches in den Plexus choroideus in den Hirnventrikeln gebildet wird und alle Nerven im Körper umkleidet.

Die Symptomatiken erkennen und mit den passenden Techniken der Osteopathie in Zusammenarbeit mit Zahnärzten, Kieferorthopäden und Kieferchirurgen sowie anderen Fachärzten zu vereinen um dem Patienten optimal zu helfen ist hier oberste Priurität!